Am heutigen Freitag 12:00 Uhr meldet der Coronavirus-Monitor in Deutschland 15.000 bestätigte aktuell an Covid-19 erkrankte Menschen in Deutschland. Insgesamt wurden seit dem ersten Infizierten in Stockdorf 175.000 Menschen als bestätigt registriert. Knapp 8.000 Menschen sind in Deutschland verstorben und waren zu dem Zeitpunkt an Covid-19 erkrankt.

Am kommenden Montag werden alle Geschäfte geöffnet, die Gastronomie darf in Bayern wieder die Biergärten bewirtschaften und eine Woche später auch die Restaurants. Wir alle, jedenfalls die überwältigende Mehrheit, akzeptieren die Regeln und haben uns inzwischen auch an den Mund- und Naseschutz gewöhnt.

Am 2. April haben wir mit unserem Tagebuch begonnen, den heutigen Beitrag mitgerechnet sind 20 Artikel erschienen, die wir für Sie nochmal zusammenfassen werden.

Ebenfalls am 2. April haben die Wirtschaftsinstitute einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von fünf bis acht Prozent prognostiziert und die Kosten auf 750 Milliarden Euro geschätzt. Befürchtet wurden 1 bis 1,8 Millionen Arbeitslose und zusätzlich sechs Millionen Kurzarbeiter. ConMoto hat bereits zu diesem Zeitpunkt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung des verarbeitenden Gewerbes und naher Dienstleistungen von zwölf bis 15 Prozent vorhergesagt, mit dem Höhepunkt im Mai und Juni und einer anschließenden Erholungsphase über fünf Monate.

Kurve aus dem Beitrag vom 2. April: Entwicklung BIP und Industrieproduktion in Deutschland

Entwicklung BIP und Industrieproduktion in Deutschland 2020

Bereits am 3. April haben wir gemeldet, dass uns die Coronakrise noch lange begleiten wird und dass wir lernen müssen, damit zu leben. Wir haben bereits damals gefordert, medizinische, ethische, soziale und wirtschaftliche Fragen integriert zu betrachten. Ebenfalls sehr früh haben wir darauf hingewiesen, dass Hotellerie und Gastronomie überdurchschnittlich betroffen sein werden und das Risiko besteht, dass ein Drittel der Betriebe insolvent wird. Leider war die tatsächliche Entwicklung in Summe deutlich härter, als es am Anfang erwartet wurde.

Erst sehr spät, nämlich am 12. Mai, wurde eine gemeinsame Studie des Ifo-Instituts und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung abgeschlossen, die sowohl epidemiologische wie wirtschaftliche Größen und Auswirkungen betrachtet. Die Schlussfolgerungen der Studie in kurzen Auszügen:

  • „Allenfalls eine leichte, stufenweise Lockerung der Shutdown-Maßnahmen ist geeignet, die ökonomischen Kosten zu reduzieren, ohne die medizinischen Ziele zu gefährden.“
  • „Des Weiteren können wir in Bezug auf eine starke Lockerung keinen Konflikt zwischen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Kosten feststellen – die Kosten würden in beiden Dimensionen höher ausfallen.“
  • „Eine zu starke Lockerung ist daher nicht vorzuziehen. Eine solche Politik würde kurzfristig zwar mehr Wirtschaftsleistung erlauben, die Phase der leichten Beschränkungen aber nach unseren Simulationsanalysen so sehr verlängern, dass die Gesamtkosten in den Jahren 2020 und 2021 zusammenbetrachtet steigen.“

Die Politik hat in der ersten Phase sicher richtig und konsequent gehandelt. Der Ausstieg aus dem Lockdown war für die politischen Entscheider verständlicherweise deutlich schwieriger als die Entscheidung, den Lockdown anzuordnen.

Jetzt kann es jedenfalls wieder losgehen! Wird es auch wieder losgehen?

Natürlich geht es wieder los, aber in welchem Tempo und zu welchen Kosten? Welche Lehren werden wir am Ende aus dieser größten Wirtschaftskrise seit fast 100 Jahren ziehen?

In den letzten Tagen haben wir sehr viel über einen Wirtschaftsbereich und seine prekären Verhältnisse erfahren, der uns alle angeht: Schlachtbetriebe und Fleischverarbeitung. Lebensmittel-hygienisch sind die meisten Betriebe sicher einwandfrei, im Hinblick auf die Verbreitung von Epidemien sind vor allem die Wohnverhältnisse der vorwiegend osteuropäischen Arbeiter nicht akzeptabel! Das Schnitzel vom Discounter verursacht jetzt Folgekosten, die in keinem Preis enthalten sind. Arbeitsschutz und Arbeitssicherung sind elementare Dinge, die nicht verhandelbar sind! Es macht keinen Sinn, Mindestlöhne einzuführen, wenn die dann über Werkverträge und Knebel-Mietverträge für unmenschliche Wohnverhältnisse am Ende auf effektiv vier Euro pro Stunde gesenkt werden.

Wenn die schweren Schläge – auch dank sehr effektiver staatlicher Hilfe z.B. Steuerstundung – überstanden sind, stehen strategische Themen auf der Agenda:

Was muss wie verändert werden, damit wir eine höhere Widerstandskraft gegen derartige Ereignisse haben? Wie sieht die Produktion in Europa aus, die unseren Wohlstand sichert? Welches sind die Wachstumsfelder? Wie erhalten wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Produkte? Wie verändern sich Organisationen? Volkswirtschaftlich müssen wir die Kosten für Infrastruktur deutlich senken, wenn Steuererhöhungen vermieden werden sollen.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihren Aktivitäten und würden uns freuen, wenn wir Sie dabei ein Stück begleiten dürfen.