Ein Kommentar von Dr.-Ing. Ralf Feierabend und Dr. Beda Bolzenius (v.l.)

Dass sich die Automobilindustrie in einem gewaltigen Transformationsprozess befindet, ist inzwischen in allen Köpfen angekommen. Die großen Treiber der Veränderung sind der Wechsel vom Verbrenner zum Elektromotor und der unaufhaltsame Trend zum automatisierten Fahren. Nach unserer Beobachtung kommen durch die aktuellen politischen und ökonomischen Krisen neue Treiber hinzu: Die weltweite Inflation, der Chipmangel und die Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine beeinflussen das Geschehen. Die Lage in Taiwan hat sich durch die aggressiven Manöver Chinas, die die Einnahme der Insel simulieren, dramatisch zugespitzt. Das wird nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Folgen haben, denn Taiwan ist eine wichtige Quelle für Halbleiter. Alle diese Entwicklungen machen es noch dringlicher, die Antwort auf zwei zentrale Fragen zu finden: Sind die Automobilhersteller und -zulieferer auf den technologischen Wandel und die sich verändernden Marktbedingungen vorbereitet und was können sie tun, um vom Wandel zu profitieren?

Mercedes konzentriert sich auf margenstarke Fahrzeuge, mit weniger Volumen mehr verdienen lautet das Ziel. Aus der Sicht des Unternehmens ist das sicher konsequent und es funktioniert: Die PKW-Sparte von Mercedes hat, wie zurzeit auch andere Automobilhersteller, eine gute Umsatzrendite (Mercedes 14 Prozent im 2. Quartal, Porsche knapp 20 Prozent, der Stellantis-Konzern mit Marken wie Chrysler, Fiat, Citroen und Opel 14 Prozent) trotz sinkender Absatzzahlen. Verantwortlich für die Renditen sind in erster Linie die Preise und nicht eine höhere Produktivität. Die Hersteller können Preissteigerungen durchsetzen und kurbeln den Absatz nicht mehr wie in den Vorjahren durch Rabatte an, sondern setzen auf die teuersten Modelle, um den Gewinn zu erhöhen.

 

Die Zukunft: Premium-Fahrzeuge und zu 100 Prozent elektrisch

Bis 2026 ist es das Ziel von Mercedes, den Anteil des Top-End-Segments im Vergleich zu 2019 um 60 Prozent zu steigern. Darüber hinaus hat der Konzern Ende Juni bekannt gegeben, dass Mercedes-PKW bis 2030 zu 100 Prozent elektrisch angetrieben sein sollen, wo es die Marktbedingungen zulassen. Der Motor und das Getriebe von Elektro-Autos sind deutlich weniger komplex als bei Autos mit Verbrennermotoren. China hat bei e-Autos inzwischen einen großen Marktanteil. Im Juli 2022 wurden in Deutschland 30.000 Fahrzeuge weniger zugelassen als vor einem Jahr, das ist ein Rückgang von 15 Prozent. Der Anteil an Diesel- und Benzinfahrzeugen hat um 11 bzw. 21 Prozent abgenommen. Noch gaukeln lange Wartezeiten auf einige Typen vor, als seien Absatzrückgang und der Wandel auf dem Fahrzeugmarkt eine Folge der Chipkrise. Wesentlich wichtiger sind aber strukturelle Verschiebungen, die langfristig viel härter auf die Automobilbranche in Deutschland durchschlagen. Alle großen Trends im Automobilbereich weisen in die Richtung Beschäftigungsabbau in Deutschland:

  • strukturelle Veränderungen der Technik, einfachere, weniger komplexe Fahrzeuge;
  • Batterieleistung, Ladekapazität und Reichweite sind die neuen Differenzierungsmerkmale;
  • Softwarekompetenz wird wichtiger als Hardwarekompetenz: Damit verschieben sich Wertschöpfungsanteile, Geschäftsmodelle und neue Player mit starker Softwarekompetenz wie Apple, Amazon oder Google drängen auf den Markt;
  • durch automatisiertes und autonomes Fahren werden Bedien- und Fahrkomfort wichtiger als Motorisierung;
  • Verschärfung des Wettbewerbs aus China;
  • weniger Emotionen für das Auto als früher, viele junge Leute haben gar kein Auto, das Auto ist kein Statussymbol mehr;
  • die allgemeine Teuerung mit den Energiepreisen an der Spitze.

 

Wie können sich OEMs auf veränderten Märkten differenzieren?

Während Volkswagen und andere deutsche Hersteller noch versuchen, bei der Software aufzuholen, kommen chinesische Unternehmen auf unsere Märkte: Der chinesische Hersteller BYD, der ausschließlich auf Elektroantriebe setzt, beginnt im Oktober mit dem Verkauf von PKWs in Deutschland. Das automatisierte oder sogar autonome Fahren wird die Fahrzeuge mindestens so stark verändern wie der Wechsel zum Elektromotor. Die Fahrzeuge werden im Karosseriebau sicher einfacher und leichter, der Fahrkomfort und die Konnektivität stehen im Vordergrund. Ein Fahrzeug, dass im Pulk automatisiert 120 km/h fährt, hat andere Bremsen als ein Auto, das mit 250 km/h über die Autobahn fährt. Vor dem Hintergrund der erwähnten Trends stellen sich auch grundsätzliche Fragen bezüglich einer zukünftigen Markenstrategie oder sogar der Identität von OEMs. Bei Elektroantrieben und einer Entwicklung des Verkehrs in Richtung autonomes Fahren fallen der Motor, Antrieb und Leistung als Differenzierungsmerkmale weg. Das Auto wird zur Commodity.

Die Frage ist, ob speziell die deutsche Zulieferindustrie auf alle diese Veränderungen eingestellt ist. Markt- und Technologieführer wie Bosch und ZF sind gut unterwegs, aber wie sieht es in der Breite aus?

  • Ist Ihr Unternehmen auf diese Entwicklungen und die dramatischen Veränderungen vorbereitet?
  • Haben Sie einen realistischen Fünf- oder sogar Zehn-Jahres-Plan?
  • Welche Alternativen haben Sie?
  • Haben Sie Ihre Kosten im Griff?

Als Berater und noch wichtiger als internationale Manager verfügen wir über viel Erfahrung im Umgang mit derartigen Herausforderungen. Rufen Sie uns an, sprechen Sie mit uns.