Bisher sind alle den Appellen der Politiker und Virologen ohne Murren gefolgt. Jetzt aber fangen die Menschen an, die Maßnahmen zu hinterfragen – das ist richtig so! Die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten haben uns die Reproduktionszahl und deren außerordentliche Bedeutung erklärt: Diese Zahl lag zwischen 1,3 und 1,4 als Ziel wurde von den Politikern 1,0 ausgegeben: Ein Infizierter sollte im Schnitt nur einen weiteren Menschen anstecken, damit wäre der Anstieg der Neuinfektionen gestoppt. Das haben wir verstanden und akzeptiert. Jetzt liegt die Reproduktionszahl bei 0,7, viel besser als vor Kurzem noch erwartet. Vor fünf Tagen waren noch 71.000 Menschen erkrankt, aktuell sind es noch 51.000. Die Krankenhäuser berichten von deutlich unterdurchschnittlicher Belegung und beginnen glücklicherweise wieder mit der Versorgung anderer Erkrankungen.

Was soll jetzt passieren? Was ist das Ziel? Wann dürfen die Menschen – natürlich unter Einhaltung aller Regeln – wieder arbeiten? 720.000 Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet. Das bedeutet für viele Menschen, dass sie auf 40 Prozent ihres Einkommens verzichten müssen. Betroffen sind vor allem die, bei denen der Spielraum für den Verzicht nicht sehr groß ist. Und für die Volkswirtschaft stellt sich die Frage: Wann kommen wir wieder auf zehn Milliarden Euro täglicher Wertschöpfung? Die Industrie muss sich auf die neuen Rahmenbedingungen verlässlich einstellen, genau wie der Handel, die Gastronomie und andere Bereiche. Aber wir brauchen jetzt eine Perspektive.
Wir brauchen einen „Deal“! Die Wirtschaft muss die Regeln einhalten, die Politik muss den Rahmen klug und vorsichtig, aber deutlich schneller als bisher, erweitern. Nicht zuletzt sind jetzt auch die Virologen und Pharmaunternehmen gefragt. Von einem Institut wie dem RKI erwartet man mehr als Berichterstattung. Zumindest die eigenen Erkenntnisse – siehe die sieben Jahre alte Corona-Studie – sollten zu Aktionen führen.

Jetzt haben wir noch zwei Wochen Zeit, in der jede angesprochene Gruppe ihre Hausaufgaben machen kann. Für die Wirtschaft wäre es eine Blamage, wenn man am Tag X nicht optimal vorbereitet wäre! Jeder Tag im produzierenden Gewerbe und den angesprochenen Bereichen Handel, Dienstleistungen und Gastronomie kostet drei bis vier Milliarden Euro, wenn die Unternehmen nicht auf die normale Leistung kommen. Nehmen Sie Hilfe in Anspruch, damit das nicht passiert! Mit durchschnittlichen Tagessätzen gerechnet, können Sie dafür 1,5 Millionen Beratertage kaufen. Das lohnt sich!